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#TBT 021 Ein Jubiläum... 2009

Im Jahr 2009 feierte der Deutschbaltische Jugend- und Studentenring seinen sechzigjährigen Geburtstag. In der Zeitschrift "pfeil" der djo - Deutsche Jugend in Europa berichtete ich von den Feiern in Hamburg. Wie lange das mittlerweile schon her ist. DbJuStR und djo konnten seitdem weitere Jubiläen feiern. Und wer Eckart von Hirschhausen ist, muss man auch niemand mehr erklären.



60 Jahre Deutschbaltischer Jugend- und Studentenring


Vom 6.-8. März feierte eines der djo-Gründungsmitglieder seinen 60. Geburtstag: Der Deutschbaltische Jugend- und Studentenring (unhandlich abgekürzt „DbJuStR“ oder schlicht „Ring“). Viele Gäste, darunter estnische und lettische Studenten sorgten dafür, dass das Quartier, das C!Q! der Concorden bis auf den letzten Treppenabsatz mit Gästen gefüllt war. Wie beim Hamburg-SPT üblich, wurde freitagabends erst einmal die Française geübt und dann bis tief in die Nacht weitergetanzt. In einem nahegelegenen Kirchengemeindehaus trafen die „aktiven Ringler“ am Samstag zum Festakt auf viele Ehemalige. Von diesen schilderten drei in kurzen, lebendigen und amüsanten Vorträgen, wie sie in den ersten Jahren, den 1970ern und den 1990ern den Ring erlebten. Neben rauschenden Tanzfesten zwischen den Trümmern des Krieges, berühmt-berüchtigten Finnlandfreizeiten wurden aber auch die Krisen nicht verschwiegen; nicht nur einmal sollte der DbJuStR aufgelöst werden.

Doch zum Glück ist dies nie passiert und deshalb konnten die Jugendlichen und Studenten auch nach einem gemeinsamen Mittagessen das Theaterstück „Wie kamen die Deutschen ins Baltikum?“ aufführen. Wie schon bei der Uraufführung bei den deutschbaltischen Kulturtagen 2008 in Döttingen wurden die abgesprochenen Szenen mit improvisiertem Text gefüllt und besonders die Schlacht zwischen Ordensrittern und heidnischen Litauern bereitete den Darstellern sichtlich Vergnügen. Wie schon im vergangenen Jahr konnte der DbJuStR zeigen, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Deutschbalten nicht nur bei verschiedenen Maßnahmen stattfindet, sondern auch viel Spaß machen kann.

Auch der abendliche Frühlingsball der Deutschbaltischen Landsmannschaft Hamburg statt im Zeichen des DbJuStR-Jubiläums. Die Veranstalterin ließ nach und nach alle aufstehen, die jemals beim „Ring“ aktiv waren: Vorsitzende, Vorstände und Teilnehmer. Und bald stand fast der ganze Saal. Das Ambiente war wie immer festlich, die Kapelle wie gewohnt spitze. Aber 2009 gab es einen Überraschungsgast: Eckart v. Hirschhausen (vielen vielleicht von seinen Gastauftritten bei Harald Schmidt bekannt). Auf der Basis seines aktuellen Kabarettprogramms gab er einen kurzen, sehr persönlichen Auftritt. Nachdem er sich bei den anwesenden Zeugen seiner ersten Kleinkunst-Versuche bei DbJuStR-Freizeiten für die damals wohl miserable Jonglage entschuldigte, zeigte er, welche Glücks-Faktoren sich in der „baltischen Gesellschaft“ finden lassen.

Nach der allerletzten Zugabe der Band gab es nicht mehr sehr viel Schlaf für die Teilnehmer, denn der Besuch der Edgar-Degas-Ausstellung „Intimität und Pose“ in der Kunsthalle rundete das Schwerpunkttreffen kulturell ab. Auch wenn er in den 60 Jahren zusammengeschrumpft ist, keine Orts- oder Regionalgruppen mehr hat, so bleibt der DbJuStR eine Plattform, wo junge Menschen (ob mit oder ohne deutschbaltische Wurzeln) Spannendes erleben, Neues lernen, Freunde finden und Traditionen leben können. Wir hoffen auf viele weitere „Ringgenerationen“!


Wer sind/waren die Deutschbalten?

Die Deutschbalten waren seit der Unterwerfung und Christianisierung der estnischen und lettischen Völker im 13. Jh. die Oberschicht Alt-Livlands (heute Est- und Lettland). Neben dem Adel und den Geistlichen waren sie vor allem Kaufleute, aber auch Handwerker und Gelehrte (Ärzte, Apotheker, Lehrer...). Nach dem Untergang des Deutschen Ordens gelangten die drei Provinzen Est-, Liv- und Kurland unter polnische, schwedische und schließlich russische Herrschaft, doch den Deutschen blieb immer ihre Sprache, ihr Recht (und Verwaltung) und ihr lutherischer Glaube. Im 19. Jh. entstanden dann ein estnisches und lettisches Bürgertum, sodass nach dem Ersten Weltkrieg sich die Deutschbalten als ethnische Minderheit in modernen Nationalstaaten wiederfanden. Im Herbst 1939 erfolgte dann die mehr-oder-minder freiwillige „Umsiedlung“ in das besetzte Westpolen, 1945 die Flucht in den Westen. Die meisten Deutschbalten blieben nach dem Krieg in der späteren Bundesrepublik, viele wanderten aber auch nach Kanada aus.


DbJuStR

Der Deutschbaltische Jugend- und Studentenring wurde 1949 aus dem Deutschbaltischen Studentenring und den Jugendgruppen des deutschbaltischen kirchlichen Hilfskomitees gegründet. Anfangs noch sehr stark von deutschbaltischen Studentenverbindungen (Corps) geprägt, kam es nach 1968 zum Konflikt und fast zur Auflösung. Im Laufe der Jahre lösten sich alle Orts- und Regionalgruppen auf und es gibt nur noch den „Ring“ an sich, der deutschlandweit Maßnahmen durchführt. Dies sind vor allem „SPTs (Schwerpunkttreffen) bei deinen ein Wochenende lang ein Thema im Mittelpunkt steht. Das kann das Kennenlernen einer Stadt sein (Städte-SPT), Theater (selbst spielen) oder „Tanz und Benimm“, oder Themen aus Politik und Gesellschaft, die das Baltikum oder die ganze Welt („China&Indien“ oder „Südafrika“) betreffen. Seit einigen Jahren gibt es auch wieder Freizeiten, abwechselnd ins Baltikum und in Deutschland.


„Française“

Die Deutschbalten feiern regelmässig Bälle, und ohne „Tourenwalzer“, „Troika“ und „Française“ ist es kein echter „Baltenball“. Die Française ist eine Quadrille, ein höfischer Schreittanz, dessen Figuren und Schrittfolgen vom „Maitre du Plaisir“ auf französisch angesagt werden. Muss man einmal ordentlich lernen, und wenn sobald man es richtig kann und sich nicht konzentrieren muss, dann macht es richtig Spaß!


„C!Q!“ und „Concorden“

„C!Q!“ heißt „Conventsquartier“. Immer noch nicht verstanden? Ist normal. Das „Conventsquartier“ ist das Haus der deutschbaltischen Studentenverbindungen. In Hamburg ist es das „Corps Concordia Rigensis zu Hamburg“, welches dem DbJuStR jedes Jahr sein Haus zur Verfügung stellt.


Kontakt zu den „Heimatländern“

Während der sowjetischen Okkupation Est- und Lettlands war der Kontakt kaum möglich. Während der Wende um 1990 veranstaltete der DbJuStR zwei Mal einen Studentenaustausch. Doch während der 1990er gab es immer weniger Aktive beim Ring und man war gezwungen, sich auf den Erhalt des Vereins und der eigenen Maßnahmen zu konzentrieren. Mittlerweile gibt es über (externe) Studentenseminare und andere Maßnahmen wieder mehr Kontakt zu estnischen und lettischen Studenten. Mit „Domus Rigensis Juvenum“ gibt es seit einigen Monaten ein lettisches „Pendant“. Mit EU- und Schengen2-Beitritt sowie Billigfliegern ist die Reise so einfach wie noch nie. Mal schauen, was die Zukunft bringt...

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